Und ich genieße die Natur im Innenhof
Und ich treff' mich gern' mit Freunden in Chatverläufen
Nett, dass du anrufst
Nett, dass du fragst, wie's mir geht
Es ist okay
Ich kann nich' in die Zukunft schau'n
Nur in die Vergangenheit
Ich glaub' sogar, ich hab' schon was gelernt
Über Liebe, Zweifel, Einsamkeit
Aber wenn ich etwas nicht verstehe, ist das Zeit
Ich glaub' Corona ist berühmter als der Mauerfall und Jesus zusamm'n
Dabei hat es grade erst angefang'n
Die Tage werden länger mit jedem Tag, der vergeht
Und ich frag' mich, wann ich wieder volle Knеipen seh'
Die Kneipen schließen, die Kinos auch
Und im Schauspielhaus fällt der letzte Vorhang aus
Die Nachrichten rennen dem Algorithmus hinterher
Wenn in Moria die Zelte brennen, dann sieht das niemand mehr
Ich muss mich zwingen ein paar Stunden keine Nachrichten zu lesen
Fühlt sich an, als wäre gestern alles halb so wild gewesen
Lieder kann niemand verbrennen, und sie sind warm, wenn du frierst
Und glaub' mir, ich werde singen, auch wenn es niemanden mehr interessiert
Vielleicht schreib' ich irgendwann über den Weltuntergang
Der Titel "Die letzte Ballade" hat, find' ich, 'nen sehr guten Klang
Jetzt fehlt mir so viel
Was mir wegen dir gefiel
Ich schrei' zuhaus gegen die Wand
Und draußen stumm in mich hinein
Und eigentlich sind wir viel zu lang' zusammen
Um jetzt damit aufhören
Aber das ist 'n verdammt beschissener Grund
Du hast dich oft gefragt, was mich zerreißt
Ich wollte nicht, dass du es weißt
Du warst allein zuhaus, hast mich vermisst
Und dich gefragt, was du noch für mich bist
Ich glaub', mein Blick ist vom Vorrüberzieh'n der Städte
So müde, dass er nichts mehr hält
Mir ist, als ob es tausend Städte gäbe
Und hinter tausend Städten keine Welt
Ich glaub', ich geh' heut nicht mehr tanzen
Ich glaub', ich geh' heut nicht mehr raus
Ich glaub', ich rauche heute Pflanzen
Und bleib' allein zuhaus
Und morgens muss ich lächeln
Weil mich deine Küsse wecken
Und dann merk' ich, es ist leicht
Weil dir so wenig reicht
Du gibst mir Zeit
Und dann denk’ ich, dass es vielleicht, vielleicht
Für immer so bleibt
Ich bin nicht gut darin, Dinge zu beenden
Und ich will Zeit verschwenden
Und weiß noch nicht, womit
Und ich habe Fernweh ohne Ende
Fernweh für das Fremde
Weil ich mir selber fremd geworden bin
Ich versteck' mich hinter klugen Sätzen
Konsequenzen, die gar keine sind
Und dann denk ich, ich hab dir nie alles gesagt
Aber immerhin nicht nichts
An der Haltestelle stehen
Und es tut weh dich schon wieder so
Wieder zu sehen
Und es tut weh, dass wir gleich wieder gehen
Und es tut weh, dass man sich nur sieht
Weil bei mir so viel Zeug von dir rumliegt
Das ich nicht mehr ertrage
Und ich sitze schon wieder barfuß am Klavier, ich träume Liebeslieder und sing dabei von dir.
AnnenMayKantereit - Barfuß am Klavier, Album: Alles nix Konkretes